Noch ist die Klingel zu leise eingestellt, und ein handgeschriebener Zettel bittet um mehrfaches Läuten. Dann öffnet Mary Verga, eine junge ehemalige Mitarbeiterin vom Therapiehaus in Dinhard, die Tür des Hauses mitten auf dem Müliareal und bittet mich in den ersten Stock. Sie führt mich durch den breiten Gang des T-Hope und zeigt mir ihr Büro, wo ich sie bei der Anpassung von Dokumenten unterbrochen habe. Kaum zu glauben, wie viele Feinkonzepte, Vorlagen, Checklisten und Richtlinien es zu erstellen gibt, damit alle Abläufe reibungslos funktionieren!
Vis-à-vis vertieft sich Kim Baumberger am PC in ein Lernprogramm, mit dessen Hilfe sie sich mit den Anwendungsprogrammen der Quellenhof-Stiftung vertraut macht. Die gelernte Sozialpädagogin ist vor Kurzem aus Brasilien in die Schweiz zurückgekehrt, wo sie in einem Kinderheim mit schwer belasteten Kindern aus den Favelas arbeitete. Kim ist gespannt auf die Arbeit mit jungen Frauen. Ihre Erfahrungen mit traumatisierten Kindern geben ihr eine gute Grundlage für die zukünftige herausfordernde Betreuungsarbeit.
Ich durchquere wieder den grossen Hauptgang und erhasche einen Blick auf die stilvoll und freundlich eingerichtete, mit grossen Zimmerpflanzen dekorierte Wohnstube. Einfach genial, was das junge Team in so kurzer Zeit aus dem leeren Haus gemacht hat! Die vielen Räume strahlen Wärme und Grosszügigkeit aus, eine wichtige Voraussetzung, damit das Haus zu einem sicheren Ort für die jungen Bewohnerinnen wird. Mein Blick schweift ins Pikettzimmer, wo Cyril Hoppler, der Zivi vom T-Home nebenan, gerade einen grossen Spiegel montiert. Es ist nicht das erste Mal, dass das Team froh um seine handwerkliche Unterstützung bei der Einrichtung ist. Männer wird man später eher selten im T-Hope antreffen. Bewusst wurde nur weibliches Betreuungspersonal gesucht, da viele der zukünftigen Bewohnerinnen sexuelle Übergriffe erlebt haben und es Zeit braucht, bis sie wieder vertrauensvolle Beziehungen zu Männern aufbauen können.
Im grossen Treppenhaus treffe ich auf Flurina Noll. Die Gruppen und Teamleiterin des T-Hope steht in luftiger Höhe auf einer Aluleiter und montiert Hängelampen. Nach acht Jahren als Sozialpädagogin im Therapiehaus Dinhard suchte sie eine neue Herausforderung und fand diese im T-Hope. Ihr Ziel ist es, den jungen Frauen zu helfen, Vertrauen in sich selbst zu fassen und ihre Fähigkeiten neu zu entdecken. Und ich bin sicher, mit ihrem engagierten und dynamischen Team wird sie das schaffen!