Ein Umzug ist immer eine grössere Herausforderung. Wir verliessen ein Zuhause und müssen nun ein neues erschaffen. Neben logistischen Herausforderungen betrifft dies vor allem auch unsere Bewohnerinnen und Bewohner. Während sich die einen freuten, bedeutete es für andere, etwas Gewohntes zu verlassen und in eine ungewisse Zukunft zu steuern. Unser Wohnort auf dem Müliareal war für alle eine Art Insel: ein ruhiger Platz in einer manchmal unruhigen und beängstigenden Welt.
Von der Planung zur Umsetzung
Im Januar 2022 fand das erste Gespräch der Planungsgruppe statt. Die Traktanden füllten sich. Gedanken, Ideen und Herausforderungen wurden in konkrete Umsetzungsschritte gepackt. Während wir zwei Wohnungen im Hobelwerk bereits im Frühling 2023 bezogen, kamen Anfang September vier Wohnungen und ein Gemeinschaftsraum dazu. Der Gemeinschaftsraum soll ein Ort der Begegnung und des Miteinanders sein. Darin enthalten sind ein Büro für die Mitarbeitenden, eine grosse Küche, ein Ess- und Loungebereich sowie ein Töggelikasten.
Aus Sicht der Bewohnerinnen und Bewohner
Stellen Sie sich vor: Sie müssen in die fünfte Etage ziehen, doch Sie haben Höhenangst. Sie lieben es, in warmen Nächten draussen im Garten zu schlafen. Nun ist der Garten weg. Wenn die Wäsche in der Waschküche liegen bleibt, einfach weil der Kopf voll anderer Dinge ist, stört es höchstens die Mitarbeitenden. Nun wohnen da auch Nachbarinnen und Nachbarn. Wenn Sie nach Hause kommen, sind immer Menschen im Haus. Nun leben Sie in einer kleinen Wohneinheit, und nicht immer ist gerade jemand da.
Unsere Bewohnerinnen und Bewohner erlebten den Umzug sehr unterschiedlich. Die grösste Herausforderung ist wohl der Wegzug aus dem schönen und heimeligen Gebäude auf dem Müliareal – einer kleinen Oase inmitten von Oberwinterthur. Nun wohnen sie in einer Überbauung mit 158 Wohnungen und einer neuen Nachbarschaft. Wie wird das Zusammenleben mit diesen, und wie verändert sich der Alltag in den betreuten Wohngruppen? Viel Unbekanntes für die Bewohnerinnen und Bewohner, die Routine und Sicherheit schätzen und brauchen. Doch grundsätzlich freuen sich alle über den Umzug – das berühmte lachende und das weinende Auge.
Aus Sicht der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bedeutet der Umzug viele Veränderungen. Neue Abläufe müssen eingeübt, viel Flexibilität aufgebracht werden. In allen Unklarheiten sollen sie den Überblick und die Ruhe bewahren. Die grösste Herausforderung wird es werden, den familiären Zusammenhalt zu bewahren. Wir als Mitarbeitende suchen nun die Bewohnenden in den verschiedenen Wohnungen auf. In unserer Müli lebten wir wie in einer grossen Familie – der Essbereich und die Büros als Mittelpunkt des Zusammenlebens. Das Gemeinsame geschieht nun nicht mehr automatisch, sondern muss gesucht und gepflegt werden. Auch die Arbeit im Team wird sich verändern. Wie, ist noch ungewiss. Doch wir haben Vertrauen, dass alles gut kommt.
Manuela Bachmann
Sozialpädagogin und
stv. Leiterin betreutes Wohnen