Was, wenn es einen Ort gäbe, an dem Menschen aller Generationen in echter Gemeinschaft leben? Einen Ort, wo sich jede und jeder willkommen fühlt, wo Hilfe selbstverständlich ist und Leben geteilt wird? Diese Vision hatte Johannes Wirth, Mitgründer der Quellenhof-Stiftung, vor über 35 Jahren in einem Wachtraum. In seinem Traum sah Johannes Wirth ein Dorf, in dem Menschen unterschiedlichen Alters harmonisch zusammenleben. Einen Ort der Begegnung, des Arbeitens und des Wohnens, getragen von christlichen Grundwerten. Obwohl die Idee damals verworfen wurde, hielt Johannes Wirth an seiner Vision fest.
Im Jahr 2020, inmitten der Corona-Pandemie, wurde der Traum Realität. Trotz Herausforderungen entstand innert kurzer Zeit eine lebendige Gemeinschaft, die weit über Nachbarschaftshilfe hinausgeht. Das Townvillage umfasst 61 Wohnungen mit einem ausgewogenen Mietermix aus Seniorenwohnungen, Familienwohnungen, Einzelwohnungen und WGs. Eda Conod, 81 Jahre alt und eine der ersten Mieterinnen, erinnert sich lebhaft: «Der Begrüssungsapéro zu Beginn war wunderbar. Wir lernten uns kennen, tauschten uns aus und knüpften erste Kontakte.» Gemeinsam mit ihrem Mann zog sie bewusst in die Siedlung, begeistert von der Idee, in einer Gemeinschaft zu leben, in der man sich gegenseitig unterstützt.
Die Siedlung liegt auf dem lebendigen Areal von Quellenhof-Stiftung und GvC Winterthur in Neuhegi. Mietende profitieren von Dienstleistungen wie Hauswirtschaft, Mahlzeitenservice oder der Spitex Q vor Ort. Die moderierte Sozialraumgestaltung und eine Siedlungsleitung sorgen dafür, dass die Gemeinschaft stark bleibt. Konflikte können frühzeitig angesprochen und mit Unterstützung der Siedlungsleitung gelöst werden. Besondere Bedeutung haben die regelmässigen Gemeinschaftsanlässe: Montagsmalen, Mittagstisch, Stricknachmittage oder Kinoabende bieten Gelegenheiten, Beziehungen zu knüpfen und zu pflegen. Das Kafi Theodor mitten auf dem Areal wird zum Treffpunkt für Mietende, Mitarbeitende und Besucher. «Hier spürt man das Leben», sagt Eda und ergänzt: «Obwohl ich hier zu den ältesten Bewohnenden gehöre, fühle ich mich grossartig aufgehoben. Ich kann immer noch etwas beitragen. Ich rede viel mit anderen, höre zu und schenke ihnen meine Zeit. Gleichzeitig habe ich auch gelernt, einen Gang runterzuschalten. Ich war immer diejenige, die gegeben hat. Mit dem Alter habe ich gemerkt, dass ich auch mal Hilfe in Anspruch nehmen kann, zum Beispiel bei der Wäsche.»
Das Projekt ist tief in christlichen Werten verwurzelt. Füreinander da sein, einander unterstützen, jeder und jedem die Möglichkeit geben, nach den eigenen Fähigkeiten etwas beizutragen – das sind Prinzipien, nach denen hier gelebt wird. Ein weiteres Beispiel: Eine alleinerziehende Mutter mit einem Bandscheibenvorfall wurde von der Nachbarschaft unterstützt. Mitbewohnende halfen bei der Kinderbetreuung, damit sie sich erholen konnte. «Jeder gibt, was er kann», erklärt Eda. «Das macht diese Gemeinschaft so besonders.»
Dieses Jahr feiert das Townvillage sein fünfjähriges Bestehen. Die Wartelisten für Wohnungen sind lang, denn das Konzept bewährt sich. Menschen aller Generationen kommen zusammen, wachsen miteinander und erleben eine Gemeinschaft, die ihr Leben bereichert. «Wir sehen hier Gottes wunderbare Führung und erleben jeden Tag ein friedliches Zusammenleben von mehreren Generationen. Alte und junge Menschen spüren eine tiefe Verbindung zueinander. Man ist auf einem gemeinsamen Weg und unterstützt sich gegenseitig», beschreibt es Eda. Das Townvillage ist mehr als ein Wohnprojekt – es ist ein Ort der Begegnung und des Zusammenhalts. Hier blühen Menschen (wieder) auf.
Text: Sandro Corrado