Von Townvillage bis Spitex Q

Von Anfang an waren die ambulanten Unterstützungs- und Pflegeleistungen für Bewohnerinnen und Bewohner des Townvillage wie auch für extern wohnende Klientinnen und Klienten ein wichtiges und zentrales Angebot. Es ermöglicht ihnen, trotz Einschränkungen oder besonderen Bedürfnissen so lange wie möglich autonom und selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden zu bleiben. In den letzten Monaten durften wir sogar Bewohnende bis zu ihrem Tod zu Hause begleiten, was für sie sehr wertvoll war.

Das damalige Pflegeangebot verfolgte die Idee einer somatischen Spitex sowie einer Tagesbetreuung in der Pflegewohnung zur Entlastung von Angehörigen und als Möglichkeit der Gemeinschaft. Leider bestand für die Tagesbetreuung eine zu geringe Nachfrage. Nach wie vor scheint die Hürde zu hoch, eine Tagesbetreuung zur Entlastung in Anspruch zu nehmen. Aus diesen Gründen mussten wir uns Ende letzten Jahres zur Schliessung dieses Angebots entscheiden.

Mittlerweile wurde das Angebot neu ausgerichtet. Aus Townvillage Care ist die Spitex Q entstanden. Diese betreut nun vermehrt auch Klientinnen und Klienten von ausserhalb und steht für qualitativ hochwertige Spitex-Dienste mit einem eingespielten und konstanten Team. Es ermöglicht individuelle und bedarfsgerechte Lösungen mit einer umsichtigen Pflege. Neben den klassischen Pflegeleistungen wie Grund- und Behandlungspflege sowie Bedarfsabklärungen bieten wir auch persönliche Begleitung und Case-Management an. Die Entlastung von pflegenden Angehörigen für einige Stunden ist ein wichtiges Anliegen der Spitex Q. Das kann im eigenen Zuhause oder in den Räumen der Spitex erfolgen. Zusätzlich haben wir die Spitex-Leistungen um die Unterstützung im Haushalt und bei Besorgungen erweitert.
Insbesondere haben wir in den Aufbau eines psychiatrischen Spitex-Teams investiert. Psychische Erkrankungen wie auch psychisch belastende Situationen stellen betroffene Personen und ihre Angehörigen vor grosse Herausforderungen.

Lieber Emanuel, kannst du die Unterschiede zwischen einer psychiatrischen und einer psychologischen Fachperson sowie die Rolle der psychiatrischen Spitex erläutern? Wie ergänzen sich diese Angebote?
Die Grundlage einer Psychiaterin und eines Psychiaters ist ein Medizinstudium (6 Jahre) und die Weiterbildung zur Fachärztin oder zum Facharzt Psychiatrie und Psychotherapie (5 Jahre). Auf dieser Grundlage können ärztliche Verordnungen und Diagnosen ausgestellt werden.

Der Weg zur Psychotherapie-Fachperson führt über ein Psychologiestudium mit der zusätzlichen Ausbildung zur Psychotherapeutin oder zum Psychotherapeuten. Diese Fachpersonen weisen ebenfalls
ein breites Spektrum an Erfahrungen und Qualifikationen auf und sind ausschliesslich für therapeutische Inhalte zuständig. In der Arbeitsweise der beiden Berufsgruppen gibt es verschiedene Therapieansätze, die sich in der Herangehensweise unterscheiden. Beispiele hierfür sind die Verhaltenstherapie, der systemische Ansatz oder der tiefenpsychologische Ansatz.

In der psychiatrischen Spitex steht der Alltag der Klientel im Vordergrund und wie dieser bewältigt werden kann. Dabei geht es um die Förderung und Aufrechterhaltung von Ressourcen und Fähigkeiten sowie die Unterstützung in herausfordernden Alltagssituationen.

Was bietet die psychiatrische Spitex Q konkret an? Wie werden die Betroffenen im Alltag und bei der Tagesgestaltung unterstützt?
Psychische Herausforderungen können alle Gebiete in unserem täglichen Leben betreffen. Beispielsweise kann es für die Betroffenen eine unüberwindbare Hürde sein, einkaufen zu gehen, einen Arztbesuch auszumachen oder den Haushalt zu bewältigen. Die Spitex setzt an den individuellen Herausforderungen an und gibt dazu Hilfestellungen. Ziel ist es, die Selbstständigkeit zurückzugewinnen oder zu erhalten.

Welche Methoden und Ansätze werden verfolgt, um mit den Klientinnen und Klienten gemeinsam Bewältigungsstrategien für Krisensituationen zu entwickeln?
Es gibt einen bunten Strauss an Möglichkeiten und Ansätzen, die unsere Arbeit mit den Klienten prägen. Im ersten Gespräch erheben wir die Situation und besprechen gemeinsam einen möglichen Weg mit Zielen und Unterstützungsmöglichkeiten. Stehen zum Beispiel Ängste im Vordergrund, bietet sich ein Expositionstraining an. Dabei stellt sich die betroffene Person Schritt für Schritt der auslösenden Angst, ohne sich dabei zu unter- oder überfordern. Bestehen Ängste vor öffentlichen Verkehrsmitteln (enge Räume mit vielen Personen), können die Ängste abgebaut werden, wenn die betroffene Person in Begleitung an eine leere Bushaltestelle steht und auf den Bus wartet, ohne einzusteigen. Gelingt das gut, kann darauf aufgebaut werden (Bushaltestellen, an denen bereits zwei Personen warten …), und es werden schrittweise
kleine Erfolge erzielt.

Wie fördert die Spitex Q den Austausch zwischen Betroffenen und die Pflege sozialer Kontakte?
Viele Betroffene fühlen sich mit ihren Herausforderungen allein. Ziel der Gruppenangebote ist es, weitere Personen kennenzulernen, die ähnliche Schwierigkeiten haben, und sich den Herausforderungen gemeinsam zu stellen. Im Weiteren kann eine Gruppe ein soziales Umfeld bieten mit den damit einhergehenden Übungssituationen. Ebenso kann sie ein Expositionstraining darstellen.

Die angebotenen Gruppen zielen dabei auf die unterschiedlichen Bedürfnisse ab, wie das Pflegen von Gemeinschaft, gegenseitige Unterstützung oder die Zurückgewinnung der Autonomie und Selbstständigkeit.

Inwiefern unterstützt die Spitex Q die Klientel nach einem Klinikaufenthalt, und welche Massnahmen werden ergriffen, um einen erneuten Klinikaufenthalt zu vermeiden?
In der Klinik werden zahlreiche Wege erlernt, den Alltag zu Hause zu bewältigen. Nach dem Austritt besteht die Herausforderung darin, diese Strategien in den praktischen Alltag zu übertragen. Unsere Aufgabe ist, diesen Prozess zu begleiten und wenn nötig Hilfestellungen zu geben, damit die Betroffenen nicht in altes «Fahrwasser» zurückfallen. Die Wiederaufnahme beziehungsweise der Aufbau einer Tagesstruktur ist ausschlaggebend, um einer erneuten Verschlechterung vorzubeugen.