Ich würde für dich durchs Feuer gehen

Salome ist ein Adoptivkind aus Israel. Nach einer glücklichen Kindheit begannen sich die negativen Ereignisse zu überstürzen. Sie war schliesslich wie ein Lamm, das von Drogendealern fast zur Schlachtbank geführt wurde.

Die ersten elf Lebensjahre erlebte Salome im Kanton Aargau. Sie sagt: „Das war meine beste Zeit, denn ich hatte viele Freunde und benahm mich eher wie ein Bub als wie ein Mädchen.“ Dann wurde der Vater beruflich ins Toggenburg versetzt. Sie erinnert sich: „Es veränderte sich bei mir in kurzer Zeit einfach alles. Ich war plötzlich überhaupt kein Bub mehr, hatte ständig Streit mit dem Vater, war völlig instabil und hatte alle denkbaren Pubertätsprobleme. Ich war übergewichtig, hatte kein Gespür für meinen Körper und verstand es nicht, mich vorteilhaft anzuziehen.“ In der Schule wurde sie deshalb ausgespottet und ausgeschlossen. Für die letzten eineinhalb Jahre durfte sie dann in eine christliche Schule wechseln. Hier begegnete sie Christian, einem Mitschüler, der später in ihrem Leben einen wichtigen Platz bekam.

Sie wollte nur noch sterben

In der Ausbildung als Fachangestellte Gesundheit verstärkte sich ihre schwere Pubertätskrise. Die Arbeit mit alten Menschen zog sie noch mehr nach unten. Sie begann sich selbst zu verletzen und es kam zu einem Selbstmordversuch. Das war der Auslöser für die Einweisung in eine psychiatrische Klinik. Beim Eintritt war sie 80, beim Austritt noch 60 Kilogramm schwer. „Ich habe dort viel durchgemacht: Wir sind abgehauen, haben versteckt Drogen konsumiert, wir taten einfach alles, was verboten war. Hier lernte ich auch Marc kennen, der später der Vater meiner ersten Tochter wurde.“
Nach diesem Klinikaufenthalt konnte Salome die Lehre nicht mehr fortsetzen. Sie blieb einfach zu Hause, lag im Bett, vernachlässigte ihren Körper und wurde immer depressiver. Die Eltern litten, konnten ihre aber auch nicht helfen. Ihre Magersucht schritt voran. Als sie unter 55 Kilogramm war, musste sie ins Spital. Salome erzählt: „Ein Tagebucheintrag von damals lautet: Jesus, du weisst, ich bringe mich nur nicht um, weil da noch irgendwo ein Funke Glaube an dich ist. Ein Funke Hoffnung auf Leben.“

Ein verhängnisvolles Ja

In der Hoffnung, dass es Salome helfen könnte, nahm der Vater sie mit auf eine Indienreise, wo er ein Missionsprojekt aufbaute. Wieder in der Schweiz rief Marc sie an und fragte: „Gibst du mir eine Chance?“ In Salomes Kopf schrie es NEIN!, doch laut sagte sie JA und unterschrieb damit quasi ein höllisches Urteil. „Er war ein wirklich schlechter Typ! Durch ihn kam ich in Drogenkreise, begann alles zu konsumieren, was er mir gab. Er lebte in einem besetzten Haus und gehörte zu einer kleinen Mafia. Ich war völlig von ihm abhängig und hatte ein entsetzliches Leben. Oft war die Strasse mein Zuhause, ich fror ständig und schlief fast nicht mehr“, erinnert sich Salome. Einmal ging sie heim zu den Eltern, um zu duschen. Da sagte der Vater zu ihr: „Salome, ich würde für dich durchs Feuer gehen! Doch du hast dich für dieses Leben, das du jetzt lebst, entschieden!“ Dieser Satz des Vaters, fuhr Salome gewaltig ein. Trotzdem ging sie zurück nach St. Gallen. Aus Wut und unbegründeter Eifersucht schlug Marc sie zusammen. Sie lebte in einem schmutzigen Umfeld das von Sex, Gewalt und Drogen geprägt war. Als Salome wegen Medikamenten zum Hausarzt musste, stellte er eine Schwangerschaft fest. „Als ich das hörte, wusste ich, dass Gott mir eine Türe aufgetan hatte, um aus diesem Leben auszusteigen. – Trotzdem ging ich wieder zu Marc zurück. Er schlug und vergewaltigte mich täglich. Ich machte alles mit, wehrte mich nicht, ja ich hatte kein Leben mehr. Er trat mich sogar in den Bauch, doch ich wusste nicht einmal mehr, wie ich mein Kind schützen konnte.“

Der lange Weg nach oben

Salome kam durch Vermittlung von Bekannten in den Quellenhof. In der Therapie konnte sie endlich Schritt für Schritt ihre kaputte Vergangenheit aufarbeiten und den damit verbundenen Schmerz zulassen. Dann kam ihr Mädchen Aliyah zur Welt. Gerührt sagt Salome: „Während der Therapie war ich mit mir und meiner Mutterrolle stark beschäftigt und ich war sehr gut aufgehoben.“
Salome konnte dann in der Quellenhof-Stiftung eine kaufmännische Lehre beginnen. Doch bald trat ihr ehemaliger Schulkollegen Christian in ihr Leben. Es kam rasch zu einer innigen Beziehung. Dadurch kam Salome in einen grossen Zerriss: Die Gefühle für diesen Mann, die Ausbildung, Aliyah…
„Eigentlich wollte ich einfach Mutter sein und mir nicht ständig von anderen erzählen lassen, was für Fortschritte mein Kind macht. Dann wurde ich schwanger, ohne dass ein Familiennest da war. Wir waren von der neuen Situation völlig überrumpelt und wusste nicht, wie es weitergehen sollte: „Ich wusste, dass Gott Leben schafft und keine Fehler macht. Ich realisierte, dass er mir durch das kleine Wunder in meinem Bauch eine Lösung geschenkt hatte. Fortan durfte ich Mami sein und musste Aliyah nicht mehr in die Kita geben. Da wurde es in mir ganz still und ich spürte, dass ich „ja“ sagen sollte und die Ausbildung für den Moment vergessen musste.“
Salome sagte Ja. Die beiden heirateten und haben heute insgesamt vier Kinder. Sie sagt: „Ich bin glücklich mit meiner Familie, ich bin endlich zu Hause angekommen.“