Externe Betriebe mit Rückendeckung

Wir sind immer wieder auf der Suche nach Partnerbetrieben, die bereit sind, Jugendlichen mit beeinträchtigter Leistungsfähigkeit eine Chance zu geben. Das Modell: Der Lehrvertrag läuft über die Quellenhof-Stiftung, die externen Betriebe bilden aus und wir geben bei Problemen Rückendeckung. Esther Reutimann im Gespräch mit Firmeninhaber Christoph Amstutz von Amstutz Gartenbau und Micha Stäheli von 4Art Music.

Interview mit Christoph Amstutz

Christoph Amstutz, stellen Sie bitte Ihre Firma kurz vor.
Wir sind spezialisiert auf Gartenneuanlagen, was rund 80 Prozent der Aufträge ausmacht. Dazu sind wir mit einem umfangreichen Maschinenpark ausgerüstet. Nur etwa 20 Prozent sind Garten­un­terhaltsarbeiten. Wir sind vier Mitarbeiter und haben ein bis zwei Lernende.

Sie bilden Lernende mit erhöhtem Unterstützungsbedarf aus. Warum tun Sie das ?
Gerade der Gärtnerberuf bietet sich ideal an, jemandem die Chance zu geben. Man ist im Freien, hat handfeste Arbeiten und eigentlich jeden Tag ein sichtbares Ergebnis. Wenn einer stark und willig ist, kann er in Kürze die gleiche Leistung bringen wie sein Chef. Das baut einen Jugendlichen auf ! Manche brauchen kein geschütztes Umfeld, sie müssen mit gesunden Leuten zusammen sein und ganz normal behandelt werden.

Erzählen Sie uns ein Beispiel.
Wir haben mit einem solchen Lehrling eine bombastische Erfahrung gemacht : Er stand kurz vor einer IV-Vollrente. Weil wir ihm die Chance gaben, konnte er sich so toll entwickeln, den Lehrabschluss machen und heute ist er ein normaler, fähiger Berufsmann.

Kostet Sie ein solcher Lehrling mehr Zeit und Kraft, als einer mit normalem Hintergrund ?
Man muss um seinen problematischen Hintergrund wissen, dann hat man auch mehr Verständnis und etwas mehr Geduld.

Würden Sie solche Jugendliche auch ausbilden, wenn der Support der im Hintergrund nicht wäre ?
Job-Coach Christophe Herter ist mir eine riesen Hilfe, wenn es mal Probleme gibt. Dass er jederzeit da ist, stärkt mir den Rücken. Ich suche aber bei den Lehrlingen nicht die Probleme. Um diese kümmern sich ein paar andere Leute. Ich bin fürs Arbeiten zuständig.

Wie machen sie den Jugendlichen den Gärtnerberuf beliebt ?
Ich versuche, sie im Team mitzunehmen, damit sie Teil davon werden und sich nicht als Handlanger fühlen. Wenn sie täglich das Ergebnis ihrer Leistung sehen, kommt die Freude am Beruf automatisch.

Auf welches Ziel arbeiten Sie mit dem Lernenden hin ?
Dass sie möglichst selbstständig werden und irgendwann ihr eigenes Geld verdienen können.

Interview mit Micha Stäheli

Was ist das Kerngeschäft und wo ist der Firmensitz von 4artMusic ?
Der Firmensitz ist in Amriswil. 4Art Music ist ein kompetenter Partner, wenn es um Veranstaltungstechnik geht. Egal ob Konzert, Geburtstagsparty, Mitarbeiterfeier, Sport- oder Gala-Event, wir haben das Knowhow, das den Erfolg garantiert.

Wie viele Mitarbeiter und Lernende arbeiten bei Ihnen ?
Die Geschäftsleitung besteht aus den zwei Inhabern, Peter Stäheli und Sigfried Miesler, ein Lernender, jemand für die Buchhaltung und ein grosser Pool von Freelancern. Ich selbst bin als Projektleiter tätig.

Sie bilden einen Lernenden aus, der auf dem Arbeitsmarkt chancenlos wäre. Was motiviert sie dazu ?
Uns motiviert der Gedanke, jungen Leuten eine Chance zu geben. Wir glauben, dass es keine hoffnungslosen Fälle gibt. Wir glauben auch, dass eine bestandene Lehrabschlussprüfung für die Zukunft eines jungen Menschen sehr wichtig ist.

Veranstaltungsfachmann : Was beinhaltet dieser Beruf ?
Hauptsächlich Ton-, Licht- und Videotechnik, aber auch korrektes Aufhängen von Lasten (Rigging). Weiter lernt ein angehender Veranstaltungsfachmann zum Beispiel, verschiedene Reparaturarbeiten in der Werkstatt auszuführen, die Lagerbewirtschaftung des gesamten Materials sowie Konstruktionsarbeiten mit vielen verschiedenen Materialien, was immer wieder Kreativität verlangt.

Ist dieser Beruf für eher instabile Jugendliche überhaupt geeignet ?
Es wird schnell sehr viel Eigeninitiative und Zuverlässigkeit erwartet. Die ungewöhnlichen und sehr unterschiedlichen Arbeitszeiten erschweren einen strukturierten Tagesablauf. Auch die schulischen Anforderungen sind sehr hoch. Daher ist dieser Beruf sicher für einen Jugendlichen mit besonderen Problemen eine grosse Herausforderung, aber auch eine Chance zur Entwicklung seiner schlummernden Fähigkeiten.

Wer hilft Ihnen bei Schwierigkeiten mit diesem Lehrling ?
Bei Schwierigkeiten kann ich mit dem Job-Coach Christophe Herter der Quellenhof-Stiftung Kontakt aufnehmen.

Auf welches Ziel arbeiten Sie mit dem Lernenden hin ?
Das Ziel ist eine bestandene Lehrabschlussprüfung und den Anschluss an die freie Marktwirtschaft zu finden.

Würden Sie zukünftig wieder einen Jugendlichen mit erhöhtem Unterstützungsbedarf ausbilden?
Ja, das können wir uns sehr gut vorstellen. Vorausgesetzt das Anforderungsprofil passt.